Fuhrhalterei und Kutschenbetrieb
Matthias Weiländer über den Einsatz der Pferde als Arbeitstiere im Rossinger Nr. 146
Wer genau auf unseren Sprachgebrauch achtet, wird schnell merken, wie die eine oder andere Redewendung auf das Einspannen und Fahren der Pferde zurückzuführen ist. Ich denke, das wird uns so erhalten bleiben und wer weiß was uns die Zukunft noch bringt. Während die traditionellen Fiaker in Städten ihre Wägen mit Puh Bugs ausstatten und gegenüber Tierschützern den Einsatz der Pferde verteidigen müssen, erlebt das Arbeitspferd und damit auch die Fuhrhalterei europaweit eine Neuinterpretation. Aktuell erleben wir in der Arbeitspferdewelt zwei Strömungen, einerseits den Erhalt der Tradition und andererseits den Einsatz in der Moderne. Dies ist auf alle Arbeitsbereiche des Pferdes anzuwenden, die Fuhrhalterei ist eine sichtbare Arbeit und hat damit eine wichtige Stellung in der Förderung und Vermittlung der Arbeitspferdeszene. Foto Maria Schweighofer.
Personentransport mit Pferdekutsche
Es ist wie damals, die Gespanne sind auch heute der ganze Stolz der Besitzer. Die besten Pferde bleiben das auch nur, wenn sie auch ausreichend Bewegung bekommen, daher fördert die Arbeit und die nachfolgende Ruhezeit auch die Gesundheit der Pferde. Das Anbieten von Fahrten mit Gästen eignet sich hervorragend, um die Tiere bei Kondition und das Equipment in Schuss zu halten. Zudem sind Kutschenfahrten von Fuhr- und Pferdebetrieben oft eines der wirtschaftlichen Standbeine und sorgen für Einkünfte.
In vielen unserer alpenländischen Tourismusorte gibt es sie, die typischen Kutschen- und Schlittenfahrten, die den Gästen die Schönheit der Landschaft zeigen und oft auch kulinarische Genüsse der Region einbinden. Das Tempo der Pferde ist ein guter Ausgleich zum manchmal hektischen Berufsleben. Der Rundumblick in der Kutsche, der oft erhöhte Sitz und die Gemächlichkeit der tierischen Gangarten bringen wohltuende Entschleunigung. Die Geräuschkulisse der Pferdehufe haben auch auf viele eine fast meditative und entspannende Wirkung. Wohl auch der Geruch der Pferde und der Fahrtwind gehören zum Gesamtpaket dazu.
Pferdefuhrwerke sind als Verkehrsteilnehmer selten geworden und werden regelrecht von Zusehern bestaunt und fotografiert. Während der typische Fiaker oft in Städten anzutreffen ist, finden sich die Haflinger und Noriker in Österreich oft unter den ländlichen oder kleinstädtischen Angeboten. Der Grund dafür liegt wohl eher in der Tradition als in der Eignung der Pferde, eignen sich beide Rassen doch vorzüglich als Kutschpferde und die Zucht legt nach wie vor Wert auf die Eignung als Zug- und auch als Arbeitstier.
Warentransport mit Pferden
Der tatsächlich entgeltliche Transport von Waren wird heutzutage wohl nur mehr sehr selten von Pferden erledigt. Früher waren viele Gespanne im Dienst der Gesellschaft und Wirtschaft tätig, man denke an die Bierbrauereien, Forstbetriebe, Fuhrwerksunternehmen, Mühlen, Müllabfuhr uvm.
Nunmehr erledigen dies meist LKWs, Traktoren oder sonstige motorisierte Transporter. Und doch macht es Sinn einen Blick auf die Möglichkeiten des Pferdetransportes von Heute zu werfen. Die Kombination mit Technik und der Einsatz von modernen Materialien bringt viele Möglichkeiten mit sich im Sinne der Nachhaltigkeit ein Stück weit den Verbrauch von fossilen Brennstoffen zu reduzieren und so Kosten und auch Abhängigkeiten zu sparen. Diese wirtschaftliche Nutzung von tierischer Zugkraft vor allem am eigenen Betrieb und im eigenen Wald hat großes Potential. Auch die eine oder andere passende Nische wird sich im Transportwesen auftun, vor allem dann, wenn sich Technologien verbinden. Der E-Bike Boom macht eine E-Unterstützung zur Pferdekraft auch vorstellbar.
Derzeit schöpft die Menschheit aus den Vollen, doch ich denke es macht schon Sinn sich alle Optionen offen zu halten und diese Art des Transportwesens für den Erhalt von regionalen Abläufen zu erhalten, wie die Fotos eindrucksvoll unter Beweis stellen.
Der Dank gilt allen Fuhrleuten und Kutschern, eure Arbeit mit den Pferden ist großartig!